Zwischen Ost-West-Süd-Nord. Die globalen Mail Art Aktivitäten von Renate Krätschmer und Jörg Schwarzenberger (K.U.SCH.) vor 1989
Das Projekt geht den internationalen Kontakten Renate Krätschmers (geb. 1943) und Jörg Schwarzenbergers (1943–2013) – ab 1972 unter dem Namen K.U.SCH. tätig – in die Länder des Ostblocks, Jugoslawiens sowie Lateinamerikas während des Kalten Krieges nach. Die beiden nutzten ab 1971 das Netzwerk der Mail Art für den Austausch und Transfer ihrer Werke per Post, die so in Sammlungen gelangten, in Ausstellungen gezeigt und in Printformaten publiziert wurden. Anhand einer Reihe von Ausstellungen, Katalogen und diversen publizistischen Formaten, die ebenso als Orte des „Ausstellens“ und der „internationalen Begegnung“ verstanden werden, wird der materiellen Präsenz und Mobilität der künstlerischen Arbeiten Krätschmers und Schwarzenbergers in – aus Sicht der westlichen Kunstzentren – „peripheren“ Kunstregionen „Osteuropas“ und des „globalen Südens“ nachgegangen.
Die unternommenen Fallstudien umfassen u.a.: die Wanderausstellung „Zeitgenössische Kunst aus Österreich“ der Galerie im Griechenbeisl 1971 in Prag und 1972 in Maribor und Zagreb; die Mail Art Ausstellungen „Spiegel“, von László Beke organisiert, und „Texte“, von Dóra Maurer kuratiert, beide 1973 für das Balatonboglár Chapel Studio in Ungarn; die Ausstellung „Kontrapunkt“ in der Galerie (Sztuki) Informacji Kreatywnej des polnischen Künstlers Jan Chwałczyk in Wrocław; „Prospectiva 74“ im Museu de Arte Contemporânea in Sao Paulo; sowie die große Wanderausstellung „Arte Conceptual Internacional Década del 70“, welche 1976 in Costa Rica, Sao Paulo und 1977 in Mexiko-Stadt gezeigt wurde.
Die Mail Art Aktivitäten von K.U.SCH. fanden ihren Höhepunkt in der von Schwarzenberger 1984 für die Wiener Secession organisierten Ausstellung „Expanded Mail-Art / Expanding Mail-Art“.
Die Rekonstruktion und Erforschung der genannten Ausstellungen wird durch Recherchen in Archiven in Wien, Prag, Brno und Budapest durchgeführt. Ziel ist es K.U.SCH.s frühe Aktivitäten (mit besonderem Augenmerk auf die weit weniger dokumentierte Arbeit Krätschmers) und die bisher unerforschten Praktiken der Mail Art in Österreich vor dem Hintergrund der geopolitischen Situation vor 1989 zu untersuchen.
Das Projekt wird im Rahmen von Zahradniks Dissertation zu Materialität, Medialität und Öffentlichkeit konzeptueller Kunst in der Tschechoslowakei der 1960er und 1970er Jahre mit einem Schwerpunkt auf transnationale Beziehungen u.a. nach Österreich durchgeführt.
Aneta Zahradnik
Univ.-Prof. Dr. Eva Kernbauer
BMKÖS (Sektion IV – Kunst und Kultur) und Research Center der Österreichischen Galerie Belvedere
01.12.2024 – 01.08.2025