Die Wiederkehr des Künstlers. Themen und Positionen der aktuellen Künstler*innen-Forschung
Internationales Symposium
Nachdem die Kunstgeschichte im 20. Jahrhundert den Biografismus des 19. Jahrhunderts erfolgreich überwunden hat, ist die Figur des/der Künstlers/in um die Jahrtausendwende wieder verstärkt in den Fokus der Forschung geraten. Dabei handelt es sich nicht um einen Rückfall in fragwürdig gewordene Zugangsweisen, sondern um neue Perspektiven, die gerade vor dem Hintergrund der kultur-, sozial-, ideen- und institutionsgeschichtlichen Methoden, der poststrukturalistischen Dekonstruktion des Subjekts und der Autorschaft sowie in der Anwendung systemtheoretischer Modelle gewonnen werden konnten. Die aktuelle Künstler*innen-Forschung begreift die Verbindung von Biografie, Sozialstatus, Konstitution, Habitus und Werk als komplexe Konstruktionen, die es in ihrer je spezifischen historischen Situation zu analysieren gilt. Auf dieser Basis ist die Künstler*innen-Forschung zu einem großen internationalen Forschungszweig geworden, dessen verschiedene Themenfelder, Ansätze und Positionen das Symposium zusammenführen soll. Sein zeitlicher Fokus ist auf die erweiterte Epoche der Moderne gerichtet, vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Donnerstag, 4. März 2010
13:00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Rektor Gerald Bast
Verena Krieger
Künstlerische Kreativität zwischen alten Mythen und neuer Ökonomie
14:00 Uhr
Sektion 1
Selbstverständnis und Selbstinszenierung von Künstler*innen
Moderation: Valeska von Rosen (Bochum)
Angela Rosenthal (Dartmouth)
The Material of the Self (Materiality and artistic Self-creation around 1800)
Antje von Graevenitz (Amsterdam)
Der Künstler als Erforscher des unsichtbaren Hauchdünnen: Duchamps ‚infra-mince’ als Modell für das kreative Bewusstsein
Andrea Gottdang (Salzburg)
„Durchschnitt ist überall gleich spießig.“ George Grosz‘ Selbstinszenierungin den 1920er Jahren
Gerda Breuer (Wuppertal)
Selbstinszenierung von Architekten/Designern mit dem neuen Medium Fotografie in den 1920er Jahren
Marcia Pointon (London)
Body and Embodiment in Pain and Sickness: Self-Portraiture and Morphology in the 20th and 21st Centuries
Doris Berger (Los Angeles)
Julian Schnabel: Intermediale Selbstinszenierung als Maler
Freitag, 5. März 2010
8:30 Uhr
Sektion 2
Künstlerhabitus und gesellschaftliche Rollenmodelle
Moderation: Alexis Joachimides (München)
Natalie Heinich (Paris)
Artists as an Elite: A Solution or a Problem for Democracy?
Ada Raev (Bamberg)
„Von der Last des Ruhms“ oder „Ein Künstler zwischen vielen Stühlen“: Karl Brüllow (1799-1852)
Carola Muysers (Berlin)
Die Legitimation des Künstler*innensubjekts. Zur weiblichen Aktausbildung im Zeitalter der Akademien
Gregor Wedekind (Mainz)
Der Künstler und das Gesetz. Charles Meryon zwischen Wahnsinn und Gesellschaft
Beatrice von Bismarck (Leipzig)
Effizienz und Verschwendung: Paradoxien des Rollenmodells „Künstler*in“ zu Beginn des 21. Jahrhunderts
15:00 Uhr
Sektion 3
Überschreitungen des „autonomen" Künstlerbildes
Moderation: Verena Krieger (Wien)
Katrin Hoffmann-Curtius (Berlin)
Dada– und andere Monteure
Wolfgang Ruppert (Berlin)
Künstler Gestalter. Widersprüche im Künstlerhabitus am Bauhaus
Viktoria Schmidt-Linsenhoff (Trier)
Zwischen Négritude, Staats- und Aktionskunst. Postkoloniale Künstler*rollen in Dakar seit 1960
Barbara Lange (Tübingen)
Netzwerker. Zur Funktion sozial motivierter Künstler*-Initiativen
Rachel Mader (Zürich)
Der Künstler* als Unternehmer und die Folgen
20:30 Uhr
Round Table-Gespräch mit Wiener Künstler*innen
Moderation: Brigitte Borchhardt-Birbaumer und Verena Krieger
Anna Jermolaewa, Johanna Kandl, Moussa Kone, Lisl Ponger, Heimo Zobernig
Samstag, 6. März 2010
8:30 Uhr
Sektion 4
Konstruktionen künstlerischer Kreativität
Moderation: Sabine Fastert (Berlin)
Cordula Grewe (New York)
Epigonalität als Erfindung
Bettina Gockel (Zürich)
Kreativität im Medium der Fotografie. Von der Kalotypie bis zur frühen Farbfotografie
Thomas Röske (Heidelberg)
„Seine Zeichnungen seien Millionen wert“ – Vorstellungen über Kunst und Künstlertum in der Sammlung Prinzhorn
Barbara Schrödl (Linz)
Der Künstlerwahnsinn. Wie sich die Metapher der „Verführung“ zum Nationalsozialismus und der Geschlechterkampf in einem Spielfilm der 1950er Jahre überlagern
Sigrid Schade (Zürich)
Zur Metapher vom „Künstler als Seismograph“
15:00 Uhr
Sektion 5
Autorfunktion und Kunstgeschichte
Moderation: Julia Gelshorn (Karlsruhe)
Insa Härtel (Bremen/Hamburg)
Durch das Verschwinden des Autors hindurch: Kopflose „Triebsubjekte“
Michael Wetzel (Bonn)
Der Künstler als inframediales Gesamtkunstwerk. Selbstinszenierungund -autorisierung von Schöpfertum als kleiner Unterschied
Renate Berger (Berlin)
„Aufstand gegen die sekundäre Welt“ – Die Biografik zwischen fact und fiction
Sabine Kampmann (Florenz/Braunschweig)
Autorschaft als Prozess
Marion Hövelmeyer (Köln)
Selbstbildnisse eines Subjekts, das verloren ging. Aporien und Strategien von Künstler*innen im 20. Jahrhundert
MitdiskutantInnen
Oskar Bätschmann (Bern/Zürich), Sabeth Buchmann (Wien), Ekkehard Mai (Köln), Peter Schneemann (Bern)