Nacktheit
Podiumsdiskussion
Die Sigmund Freud Gesellschaft Wien veranstaltet diese Diskussion in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum Wien. Ausgehend von der laufenden Lucian Freud Ausstellung im KHM wird das Thema der Nacktheit aus kulturtheoretischer und psychoanalytischer Perspektive beleuchtet.
Für die einen sündhaft, moralisch verwerflich und ästhetisch verpönt, für die anderen Ausdruck idealer Schönheit, Reinheit und Erhabenheit, gehört die Präsentation des unbekleideten menschlichen Körpers zu den herausragenden Sujets bildender und darstellender Künste. Der im 19. Jahrhundert aufgekommene und zunächst an zeichnerische Studien gebundene Begriff des Akts bezeichnete schließlich alle Darstellungen des nackten Körpers sowohl in Malerei und Graphik als auch in Skulptur und Fotografie. Indem er nicht nur auf das künstlerisch geschaffene Werk zielt, sondern auch auf eine Handlung verweist, trägt der Akt die Idee einer Bewegung in zweifacher Weise in sich: einerseits kennzeichnet die Positur des Dargestellten den Übergang von einer Körperhaltung in eine andere, andererseits verweist der Akt als kreativer Gestus auf eine erotisch geladene und daher stets prekäre Aktion des Künstlers. Unter Anknüpfung an griechisch-antike Gepflogenheiten befreite der Akt schließlich die Darstellung menschlicher Nacktheit von seinen vornehmlich kultischen, religiösen und mythologischen Zusammenhängen und eröffnete damit einen Ausblick auf jene anthropologischen Dimensionen des Körpers, welche, psychoanalytisch betrachtet, zum Urbild menschlicher Erfahrungen hinführen und das menschliche Umfeld als grundsätzlich anthropomorph ausweisen.
TeilnehmerInnen:
Univ.-Prof. Dr. Daniela Hammer-Tugendhat (Kunsthistorikerin)
Ilse Haider (Künstlerin)
Dr. Andrea Schurian (Kulturjournalistin)
Univ.-Prof. Dr. August Ruhs (Psychoanalytiker)
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Stephan Doering (Psychoanalytiker)
11 Uhr
Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien