Vortragsreihe „Maßlos große Gesten" (Kunst – Forschung – Geschlecht)
Studienjahr 2017/18
Maßlosigkeit ist Thema der disziplinenübergreifenden Vortragsreihe im Studienjahr 2017/18. Es wird das Überschreiten von Angemessenheit in Formen der Rede, im Gestischen, in Handlungsweisen der performativen Künste oder im Bereich von queer-feministischen Protestformen und den damit einhergehenden fantastisch-provokanten Manifesten in den Blick genommen. Nachgedacht wird über große Gesten, die das Maßlose am Geschlechterverhältnis selbst hervorkehren: Auf unterschiedlichen Ebenen werden die einzelnen Beiträge herausarbeiten, wie riskante geschlechterkritische, exzentrische und exzessive Setzungen die Unangemessenheit einer herrschenden Ordnung zum Vorschein bringen und stören, wie bestehende Asymmetrien im Sozialen etwa durch Überdehnung, Verkehrung oder Zuspitzung sichtbar gemacht werden können. Weiters wird danach gefragt, wie einer allfälligen Bagatellisierung dieser Strategien als Provokation begegnet, inwiefern einer Aneignung von Heroismus auch kritisch entgegnet werden könnte.
Mittwoch, 11. Oktober 2017
Julia Ostwald
Ida Rubinsteins ex-zentrische Gesten der Verführung
Prägend für das Leben und künstlerische Schaffen der Tänzerin, Schauspielerin und Mäzenin Ida Rubinstein (1885–1960) waren die Überschreitungen von kulturell determinierten Grenzen, die hier als maßlos im Sinne einer Ex-zentrik verstanden werden sollen.
Mittwoch, 8. November 2017
Helena Vilalta
Erotics of Information: Lee Lozano and the Networked Body
This lecture unpacks the contradictory push towards withdrawal and connectivity in Lee Lozano’s late 1960s practice, asking what her complex engagement with embodiment has to tell us about our contemporary condition.
Mittwoch, 22. November 2017
Laura Guy
Scummy Scores: Solanas unsettled, 1967 – infinity
How might a history of art told through Valerie Solanas’s SCUM Manifesto allow us to think of the role of lesbian feminism in the production of queer visual culture? The infamous polemic in which Solanas outlined a program to do away with the male sex and eventually the whole of the human race, is a difficult text to locate in the accounts of liberatory politics. Considering the ways that artists have often returned to SCUM, this talk will explore how the manifesto continues to present a productively unsettling force for feminist art.
Mittwoch, 10. Jänner 2018
Luzenir Caixeta und Marissa Lôbo
Fressen und Lachen – Anthropophagie als Strategie
Das selbstorganisierte Projekt maiz bezieht sich in der theoretischen Grundlegung seiner politischen Praxis, seiner mehrsprachigen antirassistischen Beratungs-, Bildungs-, und Forschungsarbeit immer wieder auf Oswald Andrades Manifesto Antropófago aus dem Jahr 1928. Luzenir Caixeta wird argumentieren, inwieweit die angeeignete Figur der Anthropophagie und eine kritische Praxis des Lachens für eine Reflexion und Veränderung von Herrschaftsverhältnissen – auch im Bereich der Wissensproduktion – nutzbar gemacht werden können.
Mittwoch, 08. März 2018
Susanne Huber
"Sucker for Love: Sex Wars und Postmoderne in Lutz Bachers Sex with Strangers (1986)"
Lutz Bachers Serie entwirft eine Typologie der Obsession: Ein im Genre der Pornografie materialisiertes Narrativ der sexuellen Unmäßigkeit als geschlechtliche Pathologisierung, das sich in medialer Überdimension formal reproduziert findet. Der Vortrag verfolgt diese künstlerische Setzung als reduplizierende Geste in ihrem historischen Handlungsrahmen.
Mittwoch, 21. März 2018
Elizabeth Watkins
Liminality, perception, sexuality and excess in three films by Andrea Arnold:
Wasp, Red Road, Fish Tank
Theories of cinematic excess signal details that are too much or superfluous to narrative action, threatening decomposition of the filmic system. Questioning the trivialisation of excess for its association with feminine sexuality, Arnold’s curatorial approach to filmmaking refigures the rubric of von Trier’s Advance Party Project commission Red Road, and examines the fraught social and institutional positioning of the viewing subject.
Mittwoch, 18. April 2018
Kristina Pia Hofer
Gestures of Urgency: Woolworths Choir of 1979 (Elizabeth Price, 2012)
Looking at the deployment of sound and rhythm in Elizabeth Price’s video installation Woolworths Choir of 1979, this lecture will discuss how a politically engaged, multisensory, feminist artwork can negotiate memory and remembrance as non-teleological, as a responsibility of collectivesm and through experimental aesthetic forms.
Mittwoch, 16. Mai 2018 - ABGESAGT
Susanne Foidl
Silly Walks – Anordnung maßloser Gesten.
Montage ist Auswahl und Anordnung. Montage ist Zeigen. Wie maßlos kann diese Geste sein – wie maßlos das Gezeigte? Mit Anordnungen, die so noch nicht gedacht waren, kommen wir ins Denken und loten den Zusammenhang von Zeigen und Gezeigtem aus.
Studierende können die Vortragsreihe als Lehrveranstaltung (Lehrveranstaltungsleitung: Edith Futscher) semesterweise absolvieren.
18–20 Uhr
Seminarraum 7 (Ferstel-Trakt, 1. Stock)
Oskar-Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien
Abteilung für Genderangelegenheiten
Maria Bussmann, Marion Elias, Edith Futscher, Renée Gadsden, Barbara Graf, Kristina Pia Hofer, Doris Löffler, Anna Spohn