Zur Dialektik der Tektonik. Referenzialismus im russischen Konstruktivismus
Stefanie Kitzberger (Kunsthistorikerin, IFK_Junior Fellow, University of Kent)
Der russische Konstruktivismus gilt als erster Versuch eines vollständigen Bruchs mit der Autonomie der Kunst zum Zweck ihrer Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen. Die „Arbeitsgruppe der Konstruktivisten“ formulierte 1921 tatsächlich den Anspruch, das Kunstfeld zu verlassen, um neue Formen künstlerischer Produktion zu entwickeln, die in bloßer Praxis aufgehen und am Aufbau einer kommunistischen Gesellschaft mitwirken würden. Dieses Projekt präsentierten die Konstruktivist*innen zunächst in einer kunstspezifischen Medialität. In ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung zeigten sie Objekte und Gemälde, die von einer Reihe symbolischer bzw. metaphorischer Referenzen durchsetzt sind. Die Demonstration eines anti-ästhetischen Programms mit ästhetischen Mitteln scheint im Widerspruch zum Vorhaben zu stehen, unvermittelt in gesellschaftlichen Zusammenhängen zu operieren. Verschleiert der Referenzialismus der Arbeiten die Kluft zwischen Konzeptualisierung und Realisierung? Oder ist er Resultat der Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen Status der konstruktivistischen Praxis als einer transitorischen?
19 Uhr
Breite Gasse 3, 1070 Wien