Private Matter
“I liked to imagine the interfaces that would make the public private and make the private okay.” (Anne Boyer)
Die in feministischen Kreisen wohlbekannte Festellung, dass das Private politisch ist, hat in den letzten Jahren nicht an Schlagkraft verloren wie aktuelle Debatten um häusliche Gewalt, die zunehmende Ökonomisierung der Privatsphäre oder Forderungen nach gerechter Entlohnung von Sorge- und Pflegearbeit zeigen. Auch in der zeitgenössischen bildenden Kunst, in Film und Literatur bilden persönliche Erfahrungen beziehungsweise die eigene Geschichte verstärkt Ausgangspunkte gesellschaftspolitisch angelegter Kritiken (Stichwort Identitätspolitik).
Die Lehrveranstaltung widmet sich vor diesem Hintergrund den vielschichtigen Bedeutungen des Begriffs des Privaten und seinen komplexen Beziehungen zum Begriff von Öffentlichkeit jenseits einer binären Konstruktion beider Sphären. Gemeinsam analysieren wir künstlerische Arbeiten vom Beginn der Moderne bis in die Gegenwart (Berthe Morisot, Mierle Laderman Ukeles, Martha Rosler, Nairy Baghramian, Senga Nengudi uvm.) und diskutieren Texte, die historische und aktuelle Grenzziehungen zwischen Privatem und Öffentlichem, sowie die damit verbundenen Kämpfe und ihre intersektionalen Implikationen im Hinblick auf Geschlecht, race und Klasse diskutieren (Fraser, Pollock, Colomina, Bell, Berlant, Boyer uvm.). Begleitend dazu werden wir uns den Themenfeldern (1) Intimität, (2) Domestische Räume und (3) Formen von Übergängen wie Modellen, Proben, Skizzen und Tagebüchern anhand von recherche-basierten künstlerischen Übungen, u.a. in Auseinandersetzung mit Objekten aus Kunstsammlung und Archiv nähern.
Projektgebundene Seminare richten sich exkl. an Studierende des Master für Kunst und Kulturwissenschaften.
Bei dieser LV handelt es sich um ein Co-Teaching-Format: Um alle ECTS Punkte zu erhalten, bitte bei beiden Seminaren mit dem Titel "Private Matter" (Lehrende: Stefanie Kitzberger und Jenni Tischer) anmelden (siehe Links).