Vortragsreihe „Verspekulieren / Speculated Away“ (Kunst – Forschung – Geschlecht)
Zum Spekulieren als Tätigkeit des Denkens im Futurum II und als visionärem Entwerfen anderer Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünfte gesellt sich derzeit (pandemiebedingt) vermehrt der Konjunktiv, die Möglichkeitsform. Rückblickend müssen wir sagen: Wir nahmen an, es hätte anders kommen können. Doch solide Prognosen, die sich nicht bewahrheitet haben, müssen nicht falsch gewesen sein. Sie eröffnen und limitieren einen Handlungsraum. Dieser sich eröffnende spekulative Raum des Unbestimmten und Ungewissen wird insbesondere in queer-feministischer Theorie und Kunstpraxis als Form der Emanzipation angeeignet und weist dabei doch gleichzeitig auf eine ökonomisch-materielle Dimension hin.
Wir werden uns diesem Thema u. a. über folgende mögliche Fragestellungen nähern:
Verwerfungen: Wie positioniert sich queeres, feministisches, antirassistisches, dekoloniales Spekulieren als situiert und in Abgrenzung zu vermeintlich neutralen‘ und akademischen‘ Formen eines spekulativen Denkens, z.B. im sogenannten speculative realism‘?
Verhandlungen: Wie positionieren sich gegenwärtige Gender Studies zu scheinbar unzeitgemäßen emanzipatorischen Spekulationen verschiedener historischer Feminismen – und wer könnte was durch eine erneute Bezugnahme gewinnen?
Verwertungen: Wie positioniert sich queeres, feministisches künstlerisches Spekulieren in Bezug zu neoliberalen Logiken einer Kreativität‘, die der Aufrechterhaltung von gegenwärtigen und historischen ungleichen Verteilungen von Vermögen dient? Mit welchen künstlerischen und/oder aktivistischen Strategien ließe sich gegen eine Einverleibung angehen?
Verwendungen: Wie setzen sich akademisches Schreiben, künstlerisch-spekulatives Storytelling und politischer Aktivismus ins Verhältnis?
Studierende können die Vortragsreihe als Lehrveranstaltung semesterweise absolvieren.
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Speculating as an activity of thinking in the future perfect tense and as a visionary imagining of other pasts, presents and futures is currently (due to the pandemic) increasingly joined by the subjunctive, the form of possibility. Looking back, we have to say: We assumed it could’ve turned out differently. But solid forecasts that didn’t come true need not have been wrong. Extending and limiting room for action is
happening simultaneously. This opening up of speculative space of the indeterminate and uncertain is appropriated in particular in queer-feminist theory and art practice as a form of emancipation, while at the same time pointing to an economic-material dimension.
We will approach this topic through the following possible questions, among others:
Distortions: How does queer, feminist, anti-racist, decolonial speculation position itself as situated and distinct from supposedly 'neutral' and 'academic' forms of speculative thinking, e.g. in so-called 'speculative realism'?
Negotiations: How do contemporary gender studies position themselves in relation to seemingly outdated emancipatory speculations of various historical feminisms – and who might gain what by renewed referencing?
Exploitations: How does queer, feminist artistic speculation position itself in relation to neoliberal logics of a 'creativity’ that serves to perpetuate present and historical unequal distributions of wealth? What artistic and/or activist strategies could be used to address incorporation?
Usages: How do academic writing, artistic-speculative storytelling, and political activism relate?
Students can complete the lecture series as a course semester by semester.
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Wintersemester 20222/2023
5. Oktober 2022 | 18h | Auditorium
Jenni Tischer
Einführung in das Jahresthema „Verspekulieren"
12. Oktober 2022 | 18h | Auditorium
Frida Robles Ponce
Love letters from the Santo Domingo Square
"I
do not understand love stories", was the starting point of an
investigation about romantic love; activated by an act of public
writing. For three months Frida Robles worked as a scrivener at the
Santo Domingo public square in Mexico City.
9. November 2022 | 18h | Auditorium
Marietta Kesting
Don’t wake up: Verspekulieren und Verhandlungen in Träumen
Träume
können gesellschaftliche Veränderungen imaginieren, obwohl ihnen eine
Passivität eigen ist. Hierin liegt eine Überschneidung mit
feministischen Interessen an vermeintlich latenten und unbewussten
Zuständen, die aber auch ein radikales Imaginationspotential bieten.
30. November 2022 | 18h | Auditorium
Julia Grillmayr
Eine unverbaute Lobau, oder: Wie spekuliert man gegen das Wahrscheinliche?
Verbandelt
durch Fadenspiele mit der Künstlerin und Ökologin Christina Gruber und
der Umwelthistorikerin Sophia Rut, versucht sich Julia Grillmayr in
einer konkreten „Spekulation gegen das Wahrscheinliche"
(Stengers/Harrasser): Die Lobau-Autobahn wird nicht gebaut.
14. Dezember 2022 | 18h | Auditorium
Franzis Kabisch
Spectators as speculators – Abtreibungen in Film und Fernsehen zwischen Realismus und Fiktion
Film
und Fernsehen inszenieren Abtreibungen gern als Krise, Trauma oder
Mordmotiv. Und viele Zuschauer*innen übernehmen diese Perspektive. Aber
als spectators sind wir immer auch speculators – Wie können wir das
spekulative Potential von Fiktion nutzen? Und wo verspekulieren wir uns?
18. Januar 2023 | 18h | Auditorium
Schriftliche Prüfung
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Sommersemester
Mittwoch, 8. März 2023 | 18h | Auditorium
Isabella Schlehaider
Verspekuliert – Zur feministischen Kritik am Speculative Realism
Während
die feministischen Theoriebildung Spekulation als engagiertes Werkzeug
einer situierten Praxis begreift, erweist sich
die theoretische Praxis der
Vertreter (sic!) des Spekulativen Realismus als nihilistischen Denken „von nirgendwo".
Mittwoch, 22. März 2023 | 18h | Auditorium
Hamida Sivac
Sich schriftlich versprechen – Verräumlichung als sprachkritische Strategie feministischer Kunst
Ende
der 1960er-Jahre haben feministische Kunstschaffende begonnen, sich
vermehrt kritisch mit Sprache auseinanderzusetzen.
Welches sprachkritische
Potenzial birgt das dabei angewandte Verfahren der Verräumlichung? Und
wie korrespondiert diese sprachsubversive
Strategie von damals mit
sprachreformierenden Bestrebungen von heute?
Mittwoch, 19. April 2023 | 18h | Auditorium
Ines Kleesattel
Que(e)r durch die Zeit hexen: Counter-Spelling, kreatives Aushecken und kritische Spekulation
Feministische
Hexen hexen que(e)r durch die Zeit. Der Vortrag diskutiert wie
Hexenkünste ein gegen-disziplinäres Aushecken
pflegen, Kritik
materialistisch mit Spekulation amalgamieren und geschundene
Möglichkeitssinne ästhetisch kurieren.
Mittwoch, 10. Mai 2023 | 18h | Auditorium
titre provisoire | Cathleen Schuster und Marcel Dickhage
A labyrinth that is a straight line
Die
Filme „Layers“ (2012-2014) und „Money and trade considered“ (2013-2014)
von titre provisoire, die sich mit abstrakter
Finanzspekulation und ihren
konkreten Auswirkungen befassen, werden durch das Einbringen aktueller
Kontexte und Diskurse diskutiert.
Mittwoch, 24. Mai 2023 | 18h | Auditorium
Naomie Gramlich
Diesseits des extraktivistischen Blicks? Spekulieren mit kolonialen Fotoarchiven
Aus
einer weißen, (gender-)queeren Perspektive werden Grenzen und
Potenziale herrschaftskritisch-ästhetischer Lesarten von
kolonialer Minenfotografien
der namibischen Kupfermine in Tsumeb diskutiert und mit künstlerischen
Strategien gegenlesen.
Schriftl. Prüfung im Juni 2023
Prüfungsmodalitäten sind wie folgt: Bitte verfassen Sie bis zum Ende des Semesters (Ende Juni 2023) eine schriftliche Arbeit im Umfang von ca. 2.000 Wörtern (4 DINA-4 Seiten). Gegenstand sind die Inhalte der Gastvorträge und den Begleitmaterialien, i.d.R. Texte, welche die Vortragenden zur Verfügung stellen.
- Format: doc / docx
- Wenn Sie Fragen zu Ihrem Thema oder zu den Texten haben, wenden Sie sich an Sen. Sci. Mag. Jenni Tischer.
- Für den Text wählen Sie bitte ein Thema, welches Bezug zu den Inhalten der Vorträge nimmt.
- Formulieren Sie dafür eine eigene These/Fragestellung
- Die Arbeit senden Sie per Email an: jenni.tischer@uni-ak.ac.at
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Leitung und Ansprechperson für
Gleichstellung Mag.a Doris Löffler doris.loeffler@uni-ak.ac.at
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GleichbehandlungsanwaltschaftStartseite - Gleichbehandlungsanwaltschaft
Diskriminierung – Was kann ich tun?
Informationsmaterialien
Leitfaden: Geschlechtersensible Sprache – Dialog auf Augenhöhe
18–20 Uhr / 6pm–8pm
Auditorium, Vordere Zollamtsstraße 7, 1030 Wien ♿ wheelchair accessible
Studierende registrieren sich bitte über https://base.uni-ak.ac.at/courses/2022W/S04395/ , andere Interessierte per eMail an gleichstellung@uni-ak.ac.at. // Students please sign in at https://base.uni-ak.ac.at/courses/2022W/S04395/ , other interested persons please send an email to gleichstellung@uni-ak.ac.at.
Jenni Tischer
Maria Bussmann, Edith
Futscher, Barbara Graf, Nanna Heidenreich, Kristina Pia Hofer, Doris
Löffler, Anna Spohn, Jenni Tischer, Sascha Alexandra Zaitseva
Abteilung Gleichstellung / Department of Equality
Kontakt: gleichstellung@uni-ak.ac.at
Vortragsreihe: https://www.dieangewandte.at/kfg
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