Woman. Life. Freedom – An archive of ephemeral forms of protest. Protest archive and conversation space
Gespräch mit Negin Rezaie, Anita Hosseini und Katja Teuchmann
ARCHIVGESPRÄCH #1 (in Deutsch / in German)
„Don’t read newspapers, read walls“. Die Sprache des Protests zwischen Journalismus, Medienaktivismus und Influencing / The language of protest between journalism, media activism and influencing
„Gemeinsam mit unseren Gästen werden wir ein Gespräch über das Wesen der Kunst, die verschiedenen Formen der Protestkunst, die Rolle der Medien und die Gründe für das Aufkommen der Mikromedien führen. Da diese Bilder und Aktionen im Iran als Formen der Protestkunst gelten und die Bedeutung von Kunst in verschiedenen Situationen unterschiedlich interpretiert wird, stellt sich die Frage: „Was ist Kunst?“ Wird Kunst geschaffen oder entsteht sie einfach auf natürliche Weise? Entsteht Kunst aus der Kombination von Beziehungen und Ereignissen, die sie hervorbringen? Aufgrund der Bedeutung von Gesten, Körpern und Figuren fragt man sich, wie sehr sich alltägliche, nicht-künstlerische Figuren von künstlerischen Figuren unterscheiden etc.
Die meisten dieser Bilder im Archiv wurden von persönlichen Seiten und unabhängigen Nachrichtenkonten erstellt und gepostet, die seit dem Beginn der Jina-Bewegung erheblich zugenommen haben. Welche Rolle spielen die Mikromedien in totalitären Regimen in der Welt? Welche Rolle spielen die Mainstream-Medien? Wie haben nicht-iranische Medien diese Bilder verstanden und wiedergegeben? Aus welchen Quellen haben sie ihre Bilder und Nachrichtenartikel bezogen? Wie kann man zwischen Fake News und echten Nachrichten unterscheiden?” Negin Rezaie
GASTGEBERIN
“Ich bin Negin Rezaie. Mehr als jede andere Definition bin ich ein menschliches Wesen, das im geografischen Raum des Iran geboren wurde, und ich bin eine Frau. Zufälligerweise bin ich eine Performance-Künstlerin, die zur Emigration gezwungen wurde und nun die Möglichkeit hat, all ihre vergangenen Erfahrungen zu kombinieren und sie in ein Projekt zu verwandeln, durch das ich nun über die aktuellen Ereignisse in meinem Heimatland sprechen kann. Eine Künstlerin, die die Möglichkeit gefunden hat, all die Angst, die Wut, die Frustration und den Schmerz, die ich erlebt habe, in den kühnen Gestalten der Männer und Frauen auf der Straße wiederzuentdecken, durch die sie ihre lange verlorene Sprache wiederfinden können.
Jedes der Bilder des Archivs wirkt wie eine Reflexion eines kollektiven Schmerzes, mit dem die meisten von uns gelebt haben. Die Bilder dieser Figuren zeigen von Schmerz erfüllte Körper, die die herrschende Macht brechen und diese Wut vervielfältigen wollen, um sie in etwas Größeres zu verwandeln. Es sind Reaktionen auf den Druck, der uns auferlegt wird, der uns manchmal in die Ferne treibt und uns zwingt, als `EinwandererIn´ bezeichnet zu werden. Es ist so weit gekommen, dass wir eine Veränderung fordern, und wir stehen zu unseren Forderungen.”
GÄSTE
Anita Hosseini ist Senior Scientist der Abteilung Kunstgeschichte an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Sie studierte Kunstgeschichte, Sozialpsychologie/-anthropologie und Gender Studies. Epochenübergreifend und interdisziplinär widmet sie sich in ihrer Forschung wissens(chafts)geschichtlichen, transkulturellen und transhistorischen Fragestellungen. Im Oktober 2020 gründete sie gemeinsam mit zwei weiteren Kunsthistorikerinnen das Fachforums «Kunstgeschichte inklusiv», das sich unter Berücksichtigung inhaltlicher, praktischer und struktureller Fragen für eine intersektionale und gerechtere kunstgeschichtliche Disziplin einsetzt.
Katja Teuchmann ist Radio Journalist, Podcaster & Writer, Socio Culturepreneur. Sie ist ausgebildete Wirtschaftspsychologin, war bis 2015 ineinem international en Beratungsunternehmen tätig. Seit 5 Jahren ist sie als Kulturreisende im Nahen Osten unterwegs, lernt Arabisch und startete als social artrepreneur. Sie veröffentlicht ihre Erfahrungen in einem Blog und Interviews mit Menschen und vor allem Frauen aus dem Nahen Osten als Podcasts unter safatalents.org.
19 Uhr
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