Ausstellung

Textile Transfers. Die Sammlungen von Rosalia Rothansl und Mileva Stoisavljevic-Roller

1. Mai – 15. Juli 2025
Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof

Die Karrieren von Rosalia Rothansl (1870–1945) und Mileva Stoisavljevic-Roller (1886–1949) stehen exemplarisch für die Professionalisierung von Künstlerinnen im Kontext der Öffnung der ehemaligen Wiener Kunstgewerbeschule für Frauen und die modernistische Ausrichtung ihrer künstlerischen Lehre im frühen 20. Jahrhundert.

Als eine der ersten Frauen, die in Zentraleuropa eine Professur erhielten, unterrichtete Rothansl Künstler*innen wie Friedl Dicker-Brandeis, Elisabeth Karlinsky, Vally Wieselthier oder Emmy Zweybrück in textilen Techniken. Stoisavljevic wurde an der Kunstgewerbeschule zur Grafikerin und Emailkünstlerin ausgebildet und war früh im Umkreis der Secession aktiv, etwa für die Zeitschriften Die Fläche oder Ver Sacrum.

Die Ausstellung kontextualisiert erstmals das Werk beider Protagonistinnen ausgehend von ihren textilen Sammlungen, die sich in Form zweier Konvolute an Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien erhalten haben. Es handelt sich um vielfarbige, handwerklich gefertigte, in regionalspezifischen Mustern gewebte, gewirkte, bestickte oder geklöppelte Kleidungsstücke und Fragmente, die von anonymen Produzent*innen aus ländlichen Regionen in Böhmen, Mähren, Dalmatien, Galizien, Lodomerien oder der Bukowina gefertigt wurden, aber auch aus Süd- und Ostasien stammen.

Die Ausstellung untersucht die beiden Konvolute als Reflexionen eines ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstarkenden Interesses an sogenannter „Volkskunst“, das sowohl in den sich neu etablierenden Geisteswissenschaften, als auch in der angewandten Kunst und der zeitgenössischen musealen Praxis greifbar wird. Dieses Interesse verbindet die Sammlungen der beiden Künstlerinnen mit Figuren wie der Modeschöpferin Emilie Flöge, dem Ethnologen Michael Haberlandt oder dem Kunsthistoriker Alois Riegl.

Textile Transfers nähert sich der Vielschichtigkeit von Rothansls und Stoisavljevic-Rollers Gebrauch der Textilien als künstlerische Vorbilder und Artefakte. Zum einen beleuchtet die Ausstellung Rothansls Lehre und die Relevanz ihrer Sammlungspraxis an der Wiener Kunstgewerbeschule für das Werk ihrer Schüler*innen anhand einzelner Karrieren. Zum anderen geht sie den fotografischen Inszenierungen der von Stoisavljevic zusammengetragenen Textilien als Reformkleider im Kontext der Vernetzung der Künstlerin mit der Klimtgruppe nach. Darüber hinaus zeichnet die Ausstellung die Funktion der Sammlungsobjekte im Kontext der Konstruktion nationaler Identität und die Transformation von Geschlechterverhältnissen im Kontext der Reform des Kunstgewerbes um 1900 nach. Die eklektische Zusammensetzung der textilen Sammlungen wirft dabei Fragen nach einem spezifischen Primitivismus der Wiener Moderne auf. Dieser geht mit der Aneignung künstlerischer Wissenspraktiken aus Gebieten einher, die als Peripherien Österreich-Ungarns oder dem “Orient” zugehörig erscheinen.

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Künstler:in unbekannt, Schule Rosalia Rothansl, Ärmelbesatz (Lehrmittel), undatiert, KM 8693 Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com
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Fotograf:in unbekannt, Portrait von Mileva Stoisavljevic-Roller, undatiert, 15.870/6/FP Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com
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Inventarisierungsetikett der Lehrmittelsammlung Rosalia Rothansl, 1909–1925 Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com
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Edith Hartwich, Schule Rosalia Rothansl, Werkstätte für Textilarbeiten, Posament (Figur), 1924, KM 8607 Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com
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Künstler:in unbekannt, Schule Rosalia Rothansl, Schürze (Lehrmittel), 1909–1911, KM 100/388 Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com
Eröffnung

Mi, 30. April 2025, 18 Uhr

Kuratorisches Team

Eva Klimpel und Stefanie Kitzberger

Ausstellungsdaten

1. Mai – 15. Juli 2025
Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof, Refektorium
Heiligenkreuzerhof, Zugang über Schönlaterngasse 5 / Grashofgasse 3, 1010 Wien

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag, 14 bis 18 Uhr (Feiertags geschlossen)
Eintritt frei

Das Refektorium liegt im 1. Stock neben der Bernardi-Kapelle.

Beide Ausstellungsbereiche sind bedauerlicherweise noch nicht rollstuhlgängig, weshalb beim Besuch um vorherige Anmeldung gebeten wird, um Hilfestellung beim Betreten organisieren zu können: universitaetsgalerie@uni-ak.ac.at, Tel: 01 71133 6300.