Forschungsprojekt

A Matter Of Historicity

Material Practices in Audiovisual Art

Die materielle Substanz audiovisueller Kunstwerke ist ein geeigneter Ausgangspunkt für eine Untersuchung der aktuell viel diskutierten sozialen und politischen Handlungsmacht von Kunst. In Kunsttheorie, Film- und Medienwissenschaften und in feministischen/queeren Theorien zeichnet sich ein ‚material turn‘ ab, welcher Materialität – die stoffliche Grundlage von Objekten – als in politischen und kulturellen Austauschprozessen bedeutungsstiftend und potentiell agentiell zu denken versucht. Doch trotz dieser Entwicklungen ist die gegenwärtige Auseinandersetzung gerade mit kritischer Kunst von strukturalistischen und inhaltsfokussierten Lesarten bestimmt, während deren formale, technologische, räumliche Dimensionen sowie haptische, sonische und affektive Aspekte häufig vernachlässigt werden.

Das Projekt verbindet medien- und technologiekritische Ansätze mit einer materiellen Kritik zeitgenössischer audiovisueller Kunst. Der Fokus liegt auf aktuellen Arbeiten, welche sich mit Fragen der Geschichtlichkeit, das heißt, mit Erzählungen und Repräsentationen von Geschichte und historischen Ereignissen, beschäftigen. Aufgrund ihrer kritischen Haltung gegenüber Geschichtsdarstellung evozieren solche Arbeiten bisher vor allem inhaltliche Auseinandersetzungen. Dieses Projekt fragt darüber hinaus auch nach dem kritischen Potential, das in materiellen Aspekten solcher Arbeiten zu verorten ist: zB in der Hervorhebung räumlicher Gegebenheiten, in den verschiedenen körperlichen Modi der Rezeption einzelner Filme und Videos, oder im der Einsatz ‘veralteter’ Stile, Formate und Technologien.

Das Projekt strebt eine Analyse der technologischen und materiellen Grundlagen der Produktion, Präsentation und Rezeption von audiovisuellen Kunstwerken an, die zu einer neuen, medienkritisch gedachten, kunst- und filmwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem ‚material turn’ führt: Inwieweit beeinflussen materielle und technologische Aspekte ästhetische Erfahrungen? Wie ist das Handlungspotential von Materialität konkret zu denken? Wir beschäftigen uns mit der komplexen Frage nach einer potentiellen Politik eines ebenso formalästhetisch wie technologisch gedachten materiellen Forschungsansatz im Zeitalter digitaler Produktion und Dissemination: Wie kann eine Hinwendung zur Materialität politische Perspektiven auf konkrete sozio-ökonomische Kontexte entwickeln? Die Theoretisierung von Materialität kann etwa die ‚Unebenheit‘ neuer, globaler, postmoderner Öffentlichkeiten sichtbar machen. Durch eine Analyse dieser Verschränkungen beleuchten wir Materialität als wesentlichen Bestandteil des kritischen Instrumentariums der Gegenwartskunst.

5 Skulpturen Still
Fünf Skulpturen aus den ägyptischen Heiligtümern im Museo del San- nio, Benevento: n. 252 Hockender Pavian, Diorit; n. 253 Falke, Amphibolit; n. 255 Falke, Gabbro; n. 256 Hockender Pavian, Diorit; n. 280 Apis-Stier, Diorit (Hannes Böck, 2013)
Projektförderung:

FWF-Einzelprojekt P 27877-G26

Projektlaufzeit:

1. Juni 2015 – 31. Jänner 2019

Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Eva Kernbauer

Projektmitarbeiterinnen: Mag.a Dr.in Kristina Pia Hofer, MA (Postdoc), Mag. Dr. des. Marietta Kesting (Postdoc), Astrid Poyer , Mag. Hannes Böck.